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Spuren im Boden der Gemarkung Poikam lassen auf eine frühgeschichtliche Besiedelung, etwa um 500 v. Chr., schließen.

Ein Urbar des Klosters Weltenburg aus dem Jahre 1089 weist bereits ein dortiges Lehensrecht über Höfe in Poikam aus. Es entstand die enge Verbindung zwischen dem Dorf Poikam und dem Kloster Weltenburg. Poikam misst eine Fläche von 3,8 km².

Einwohner (Stand 03.05.2022)

  • gesamt  497
  • Hauptwohnsitz 476
  • Nebenwohnsitz 21

Poikam – die verträumte Braut von jenseits der Donau

Im Juli 2005 Dr. Alfons Kraus

Spuren im Boden der Gemarkung Poikam lassen auf eine  frühgeschichtliche Besiedelung, etwa um  500 v. Chr., schließen.1 Aus einer Tauschurkunde aus dem Jahre 863 geht hervor, dass ein Lehen von Biuchheim, möglicherweise das später als Münchhof  bezeichnete Anwesen , an das Hochstift Regensburg fiel.
Ein Urbar des Klosters Weltenburg aus dem Jahre 1089 weist bereits ein dortiges Lehensrecht über Höfe in Poikam  aus.2

Wann genau Weltenburg gegründet wurde, wissen wir nicht, vermutlich durch Columbanschüler  um 600. In der Zeit der Agilolfinger, im sog. „Klosterfrühling“ entstanden etwa 50 Klöster in Bayern, zu denen wohl auch die St. Georgszelle zu Weltenburg gehörte. Ab dieser Zeit fand auch die wirtschaftliche Absicherung der klösterlichen Niederlassungen statt 3. Auf diese Weise   entstand die enge Verbindung  zwischen  dem Dorf Poikam und   dem Kloster Weltenburg, die bis nach der Zeit der Säkularisation 1803 dauerte und weniger das kirchliche (Präsentationsrecht für den Pfarrer), um so mehr aber das wirtschaftliche Leben bestimmte. Die Klosterhöfe in Poikam wurden schließlich zum Bayerischen Staat grundbar.

Es hatten auch noch andere Herren  Besitzungen am Ort, so an erster Stelle die Wittelsbacher. Sie verfügten in Poikam bereits im 12. Jh. über einen Hof, den etwas später die Herrn  von Peukaim zu Lehen besaßen. Dieser Ortsadel  ist vom 13. bis 15. Jh. nachgewiesen  Bei Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege 1973 vor Errichtung des RMD- Stichkanals durch die Gemarkung Poikam fand man Fundamente der Burg Poikam, die im 13. Jh. als steinerner Burgturm, von einen Wassergraben umgeben, errichtet worden war. „Vorher stand an ihrem Platz ein schlichter Hof ( nachgewiesen durch Holzpfosten im Untergrund , A.d.V.) , freilich der eines Mannes, welcher die Nähe der unmittelbar vorbeifließenden Donau wirtschaftlich zu nutzen gewusst und Eisenverhüttung sowie eine Fähre betrieben hatte. Hier hatte ganz offensichtlich ein wirtschaftlicher Vorteil langsam zu gesellschaftlichem Rang geführt.“4

Bei der Bildung der Gemeinden  des bayerischen Staates durch die Edikte der Jahre 1808 und 1818 wurde  die bisherige Gmain Poikam  eine selbständige politische Gemeinde. Einer der ersten Vorsteher (Bürgermeister) war nach hiesigen Akten und nach Hans Wagner Peter Kirmayer (1821 – 1824), Poikam Nr.2, der Franz Mühl und Mathias Kurz in Besitz und Amt folgte. Er hatte einen Großteil des „Münzlhof“ (Münchshof) inne5, weswegen er in gemeindlichen Konkurrenzrollen auch den Titel Stiftungspfleger führte.. Das Dorf entwickelte sich wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch im Laufe der folgenden  zwei  Jahrhunderte fort und man kann es  im Überblick immer nur punktuell  in den Griff bekommen: In gewissen Zeitabständen fanden immer wieder bezirksamtliche Gemeindebesichtigungen statt, in deren Protokollen , die der Gemeinde hernach zur Kenntnis gebracht wurden, in der Regel  eine ordentliche Verwaltung bestätigt wurde. Im Bericht vom 11. Juli 1923 z.B. heißt es: „Die gestrige Gemeindebesichtigung hat wohl befriedigt, sodass dem Herrn 1. Bürgermeister Schild und besonders dem Gemeindeschreiber, Herrn Hauptlehrer Dobler, für die sorgfältige Führung  der Geschäfte und die sehr gute Ordnung in der Gemeinderegistratur die Anerkennung des Bezirksamtes ausgesprochen werden kann.“

1874 stellte Pfarrer Zeitler als kgl. Lokal Schulinspektor von Poikam in einer Statistik der Volksschulen im Schulsprengel Poikam unter der Rubrik  „kurze (..) Beschreibung des Schulortes“ fest: „Poikam ist ein kleines Pfarrdorf. Es hat 41 Häuser und 176 Einwohner. Die größere Einwohnerzahl der letzten Volkszählung rührt vom Eisenbahnbau her. Es liegt beinahe hart am linken Donauufer. Es wird von der Donautalbahn berührt, ist eine halbe Stunde vom Badeorte und Markte Abbach entfernt. Durch die Donau ist Poikam von den am rechten Ufer gelegenen Orten  abgeschnitten. Die nötigen materiellen Bedürfnisse können vom Orte nicht bezogen werden, da die Geschäftsleute mangeln. Gottesdienst ist alle Tage im Orte selbst. Die nächste Eisenbahnstation und Postexpedition ist Abbach. Vom Bezirksamte ist Poikam 2 Stunden entfernt. Ärztliche Hilfe (kommt) von Abbach.“6

Die schlechte Anbindung an die Orte am rechten Donauufer, vornehmlich Abbach, war bis in unsere Zeit ein schwerwiegendes Problem.

Auch der gut gemeinte Aufruf des Bezirksamtes Kelheim vom 21. Juli 1923 an den Gemeinderat von Poikam bedeutete keinen Ausweg aus der Isolation und keine Überwindung der Trennung vom rechten Donauufer:
Zum Entstehen einer wirklich leistungsfähigen Gemeinde, hieß es, „empfiehlt sich eine Vereinigung der Gemeinden Kapfelberg, Bergmatting, Lohstadt und Poikam. Kapfelberg, Lohstadt, Bergmatting und Poikam gehören wirtschaftlich und geschäftlich zusammen, sind nicht weit auseinander und durch gute Wege verbunden.“ -  Von wirklich guten Wegen hatte man vermutlich noch keine rechte Vorstellung.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform von 1972 wurde noch einmal eine Orientierung Poikams nach Kelheimwinzer vorgeschlagen, falls Bad Abbach zur Oberpfalz zugeschlagen und Poikam bei Niederbayern bleiben sollte. Auch die Gemeinden Viehhausen und Kapfelberg warben, vergeblich zwar, um die Gunst Poikams.

Über Jahrhunderte war die Donaufähre die einzige Verbindung vom linken zum rechten Donauufer. 1832 wurde dem Fischer Benedikt Probst vom kgl. Landgericht Kelheim die Konzession für die Fähranlage erteilt, nachdem vorher schon sein Vater  die „Überfahrtgerechtsame“ inne hatte. Es folgten Xaver Probst, Georg Probst, Georg Hammerl, Franz Hammerl, Johann Hackelsberger Johann Kammel, Heinrich Kammel und Rupert Schrödel. Die Konzession wurde jeweils persönlich erteilt. Unter dem Nachfolger Michael Paulus wurden Fragen wegen der technischen Betriebssicherheit und der ausreichenden Ausstattung der Fähre laut. 1963 gab Michael Paulus den Fährdienst auf. 1965 wird der Gemeinde Poikam als „Fähreignerin“  ein  umfangreicher Prüfbericht für die hölzerne Wagengierfähre, ausgelegt für 60 Personen, und die Hochseilanlage übergeben.  Als Fährführer werden noch Hans Paulus und  Josef Heider  genannt. Die Binnen- Schifffahrtsgenossenschaft stellt im Dezember 1967 fest, dass der Fährbetrieb von den jeweils zwei Pächtern auf eigene Rechnung ausgeübt werde, die Gemeinde aber Unternehmer der Fähre und daher für die Betriebssicherheit zuständig bleibe. Die Pächter mussten an die Gemeinde lediglich einen Pachtbetrag  von ca. 400 DM jährlich  abliefern. Bis  1969 werden als Fährenpächter  noch  Karl Stierstorfer   und Lorenz Kirner aufgeführt, der aber am 15.1.1969 kündigte. Am 16.1.1969 wurde die Fähre daher stillgelegt. Am 18.6.1970 wurde die Donaufähre wegen Fehlens eines Fährmannes  an die Fährgenossenschaft Maria Ort verkauft. Am 17.12.1971 wurde die Seilanlage wegen Veralterung vom Grundstück des Johann  Paulus entsorgt. Im Umgemeindungsvertrag mit Bad Abbach vom 17.5.1971 wurde eine annehmbare Verbindung mit Bad Abbach vereinbart, möglicherweise wieder eine Fähre mit befestigter Zufahrt, besser aber eine Brücke. 
Eine weitere Anbindung Poikams an die Welt rechts der Donau versprach die Errichtung  der Eisenbahnlinie Ingolstadt - Regensburg in den 1870er Jahren. Besonders der Bau der Eisanbahnbrücke bei Poikam 1871 stellte eine weitere Entlastung in Aussicht. Die Züge ratterten jedoch  bis 1958 an Poikam vorbei , aber am 16.4.1958  wurde mit Erlaubnis der Bundesbahn und mit Unterstützung des Landkreises Kelheim eine eigene Haltestelle Poikam eingerichtet.  Schon am 29.Nov.1923  hatte das Bezirksamt Kelheim an den Gemeinderat von Poikam den Auftrag erteilt, abzustimmen und den Beschluss vorzulegen, ob die Reichsbahnverwaltung gebeten werde, die Benützung der Eisenbahnbrücke für den Fußgängerverkehr zuzulassen und ob die Gemeinde nötigen Falles die Kosten  für die Erbauung eines Fußgängersteges neben der Brücke wenigstens teilweise tragen würde.

Im April 1924  teilte das Bezirksamt Kelheim der Gemeinde Poikam den Beschluss der Reichsbahndirektion Regensburg mit, dass nur eine seitliche Anbringung eines Steges an der Brückenkonstruktion als Fußweg über die Donau in Frage käme und die Kosten sich auf ca. 6000 RM beliefen, wobei  40% auf das Kalk- und Zementwerk Abbach, 40 % auf die Gemeinde Poikam und je 5 % auf die Gemeinden Abbach, Kapfelberg, Lohstadt und Lengfeld entfielen. Der Steg wurde aber nie gebaut, vermutlich scheiterte er an den Kosten und am mangelnden Interesse  der Beteiligten. Die Brücke wurde zudem im April 1945 in Folge der Kriegswirrnisse zerstört. Nach dem Wiederaufbau entstand nur ein  seitlicher Plankenweg auf Gleishöhe, der aber außer von Bahnarbeitern nicht benutzt werden durfte.

Die Anbindung Poikams an Abbach war dem Bezirks- oder Lnandratsamt Kelheim eigentlich immer ein Anliegen. So legte es noch am 19.2.1970  einen Vorentwurf für eine Donaubrücke in Bad Abbach vor, der die Gemarkung Poikam in Höhe der Kiesgruben jenseits der Donau und den Markt Abbach beim Lagerhaus Buffler treffen sollte. Als Ziel wurde angegeben: „...der Nahverkehr zwischen Bad Abbach und den westlich der Donau gelegenen Gemeinden  (solle) erheblich verbessert und erleichtert werden.  Auch der Fern- und Durchgangsverkehr würde an Bedeutung gewinnen, da durch dieses Bauvorhaben  eine ausgezeichnete Verbindung zu den Nord-Süd und den Ost- West Autobahnen geschaffen würden.“ Aber auch der Plan dieser Trasse fiel buchstäblich ins Wasser.

Jedoch am 4.2.1972 legte die Wasser- und Schifffahrts-Direktion Regensburg die Planunterlagen für das Planfeststellungsverfahren  für die Staustufe Bad Abbach vor. Im  Zuge dieses Planvorhabens erschien grünes Licht am Ende einer Jahrhunderte alten Sehnsucht nach dem Brautwerber von  jenseits der Donau. Über das Wehr der Stauanlage  war eine richtige Brücke und Straße über die Donau eingeplant. 1974 und 1775 wurde der Stichkanal des RMD- Kanals fertiggestellt , im Jahre 1978 die Straße vollendet und eingeweiht. So konnte wahr werden, was am 27.3.1971 im Gemeinderat Poikam  ersehnt wurde: Zusammenlegung mit Bad Abbach, aber nur, wenn ein fester Übergang über die Donau, also eine Brücke geschaffen wird.

Am 17. Mai 1971 war zwischen den Gemeinden Poikam  und Bad Abbach, vorbehaltlich der Zustimmung der Regierung, schon einmal ein „Umgemeindungsvertrag“, das Verlöbnis so zu sagen, geschlossen worden. Als Morgengabe wollte Poikam unter  gewissen Bedingungen 30.000 DM  mit in die Ehe mitbringen.
Diese wurde schließlich am 1.1.1972 vollzogen.7

1982 wurde mit der Vollendung der Partnerschaftsbrücke  Markt Bad Abbach  und Charbonnieres und einer Brücke über den RMD- Kanal eine weitere Verbindung zu den Orten jenseits der Donau, wenn z.T. auch nur für Fußgänger und Radfahrer hergestellt. „Zum Zeitpunkt der Eingliederung umfasste Poikam eine Fläche von 347,86 ha. In der Gemeinde wohnten seinerzeit 250 Menschen.“8 Der letzte Bürgermeister war Karl Schild.

1 Vgl. Wagner, Hans. Weinberg und Steinbruch des Herrn. Kapfelberg 1985, S. 416
2 a.a.O. S. 416 f
3 Vgl. Hausberger, Karl. Das Bistum Regensburg Seine Geschichte. Regensburg2004, S.24
4 Christlein, Rainer. Braasch, Otto. Das unterirdische Bayern. Stuttgart 31998 S. 68 f
5 Vgl.Wagner, Hans. a.a.O. S. 446 - 451
6 Schulstatistik Pfarrdorf  Poikam 1874. Archiv des Marktes Bad Abbach,  Poikam XIV, 6.7.3
7  Informationen aus  Archivalien des Marktarchivs Bad Abbach, Ortsteil Poikam
8  Wagner, Hans. A.a.O.S.440